DUMM. FAUL. FRECH. Und LEICHT ZU HABEN. | LESESTOFF zum 09. November.
- Antje
- 9. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Von Schubladen, Attributen und Irrtümern. 09. November.
Heute ist der 9. November. Tag des Mauerfalls.
Bei Wikipedia steht:
1989: Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 markiert das Ende der Teilung Deutschlands und symbolisiert Freude und Freiheit.
Freude und Freiheit.
Genau.
Endlich.
Ein Ereignis von solch unglaublicher Tragweite, dass es schier unfassbar war. Wie ein Märchen. Ein Märchen, in dem endlich etwas wahr wird – ein Wunder geschieht.

Etwas, worüber die Erwachsenen früher leise gesprochen hatten:
Vielleicht erlebt ihr das noch. Dass die Mauer weg ist. Dass Deutschland wieder eins wird.
Dann kam diese aufregende Zeit. Revolution lag in der Luft – Unruhe, Nervosität, Mut. An einem Montag bin ich mit meinem Vater nach Leipzig gefahren, zur Demo. Tausende Menschen. Wir liefen über den Ring. Das war nicht am 09. November, sondern schon im Oktober 1989.
Mächtig war das.
Ungekannt.
Stark.
Eine Woche später auch in Altenburg. Mit meiner besten Freundin:
Los, komm, heute Abend gehen wir demonstrieren.
Wo?
Vor der Stasizentrale.
Gänsehaut.
Das war groß.
Und noch heute ergreift es mich, wenn ich die Mauerfall-Dokus rund um den 09. November sehe.
Herbst 1989.
Ich war 18.
In der 12. Klasse.
Das Jahr des Abiturs.
In der Schule ging es wild her. Bei den Lehrern spürten wir die Verunsicherung. Irgendwie lief alles trotzdem weiter seinen geordneten Gang. Erstaunlich. Auch, dass wir ohne größere Verwerfungen unser Abitur machen konnten – fast komisch, dass alles so glatt lief.
Im Juli 1990 hatte ich mein Abitur.
Und die Welt war eine andere.
VORURTEILE.
DUMM. FAUL. FRECH. Und leicht zu haben.
Das sind die Schubladen, in denen Ostfrauen gelandet sind. In den 90ern. So erzählen es viele Frauen aus dem Osten – heute noch. Mit einer Mischung aus Staunen, Verwunderung und Entrüstung.
Sie kamen aus einer Welt, in der Frauen aneraknnt waren. Frauen hatten eine Meinung & sie wurden gehört. Frauen waren gut ausgebildet. Sie übten Berufe aus, die im Westen als Männerberufe galten. Und das Beste daran: Es war völlig normal.
So gingen sie in die neue „gesamtdeutsche“ Welt hinaus. Selbstbewusst.
Zielstrebig.
Direkt.
Autsch. Dünnes Eis.
Denn gesamtdeutsch war das nicht. Es war die westdeutsche Realität, in die diese Frauen eintraten – und die bestimmte plötzlich alles.
Dabei spielte es überhaupt keine Rolle, welche Haltung sie zur Wende oder zum Westen hatten. So unterschiedlich sie vorher waren – für die DDR, gegen die DDR, still und angepasst oder laut protestierend – JETZT waren sie alle gleich:
DUMM. FAUL. FRECH. Und leicht zu haben.
So wurden sie empfangen – von West-Kollegen, West-Chefs, West-Lehrern.
Ein fröhlich gepflegtes Klischee:
Alle baden nackig. Und der Staat macht pleite.
Mir geht's nicht darum, Empörung zu konservieren.
Oder alte Wunden offenzuhalten.
Früher war nicht alles besser.
Aber dieser Hochmut - der Blick von oben herab - mit dem viele Westdeutsche auf die ostdeutschen Brüder und Schwestern blickten, das ist schwer zu ertragen.
Und manchmal, heute, 36 Jahre später, frage ich mich:
Hat es sich verändert?
Oder gibts diese Schubladen immer noch?
OST
ROST
LOST
KOST
PROBE
PROBE gefällig?
Einladung. In den Osten.
Und ich meine nicht nach Berlin. Oder Potsdam.
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Mein Name ist Antje Aschenbach.
Ich bin Marketing-Mentorin & Businesscoach für Unternehmer:innen in Brandenburg – und begleite Menschen, die ihr Business klarer, stärker und unverwechselbarer machen wollen.


