Psychotrick oder klare Preisstrategie? So gelingt Deine Preiserhöhung für Selbstständige.
- Antje

- 14. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Aus der Kategorie: Unf*ckingfassbares*
Aus der Werkstatt.
Ein Thema, über das wenig und äußerst ungern gesprochen wird.
Pssst… nicht weitersagen.
Komm mal näher ran – ich flüster’s dir ins Ohr.
Ja, du glaubst es kaum. Ja, wirklich. Ich mach das.
Ich weiß, eigentlich geht das gar nicht. Macht man nicht.
Ich fühl mich auch echt schlecht dabei.
Aber ja, doch – ich nehme Geld. Mehr Geld.
Ich erhöhe die Preise. OMG - Preiserhöhung!
Wirklich: Ich mach’s für Geld.
Das große Thema Preiserhöhung.

Neulich, in der Werkstatt.
Eine Einzelunternehmerin – seit vielen Jahren mit hochspezialisiertem Wissen am Markt – sagt zu mir:
„Ich hab nicht viel, ich verdien echt nicht viel. Aber ich brauch auch nicht viel. Altersvorsorge? Gar nicht dran zu denken.“
By the way: Ihre Auftragsbücher sind knackevoll.
Yezzz. Zeit für eine gute, selbstbewusste Strategie für eine Preiserhöhung für Selbstständige. Wie kann ich eine Preiserhöhung umsetzen – vertretbar für mich und für meine Kund:innen?
(Kleiner Spoiler: Irgendwann in diesem Gespräch fällt das Wort „Psychotrick“.
Bleib dran …)
Stichwort: Unternehmerlohn für Selbstständige.
Bei einer Preiserhöhung bei Selbstständigen lohnt sich der Blick in die Zahlen.
In so einer Situation ist ein klarer Blick auf die Finanzen wichtig – und genau das vermeiden viele Unternehmer:innen gern.
Hast du für dich schon mal berechnet, wie viel Umsatz du brauchst, damit deine geschäftlichen und privaten Kosten gedeckt sind? Und bei den privaten Kosten – bitte nicht vergessen: Altersvorsorge, Versicherungen, irgendwann ein neues Auto, Kind will studieren … das gehört alles mit rein.
Denn: Dein Business finanziert dich und dein Leben. Der Spaßfaktor an der Selbstständigkeit bleibt nur, wenn du davon leben kannst.
Es gehört zu deinem Job, deine Finanzen im Blick zu haben – und deine Kosten zu kennen.
Ich weiß, für viele ist das der unlustigste Teil der Selbstständigkeit.
Ich seh deinen Flunsch förmlich vor mir:„Bleib mir bloß weg mit dem ganzen Zahlenzeug!“
Was hat Preis mit Mindset zu tun?
Eine ganze Menge.
Deinen Preis zu stehen ist Teil deines Unternehmer:innen-Seins.
Es geht nicht nur um Zahlen, sondern um dein Selbstverständnis.
Dein Preis erzählt eine Geschichte – von all dem, was du investiert hast:
Zeit, Geld, Wissen, Mut, Rückschläge, Neuanfänge.
Von Abenden, an denen du nochmal drangesessen hast.
Von Weiterbildungen, die du bezahlt hast, lange bevor sie sich gerechnet haben.
Du kennst den Wert deiner Arbeit. Also darf auch dein Preis das zeigen.
Wenn du beim Aussprechen deines Preises innerlich zuckst, hat das nichts mit dem Betrag zu tun – sondern mit dem Gedanken dahinter: Bin ich mir das wert?
Dein Preis ist Ausdruck von Professionalität und Anerkennung – für dich, für deine Kund:innen und für das, was du geschaffen hast.
Wochen später.
Wir setzen das Gespräch fort.
„Ja, ich erhöhe jetzt meine Preise. Nur wie ich das meinen langjährigen, treuen Kund:innen erkläre – das weiß ich echt nicht.“
Das ist ein extrem wichtiger Punkt.
Bestandskund:innen sind Gold.
Sie brauchen dich in jedem Jahr wieder und sorgen so für das beständige Grundrauschen im Business. Mit Kund:innen, mit denen du über Jahre verbunden bist, besteht eine enge Beziehung. Nicht nur, dass man sich kennt. Da ist mehr.
Ihr schätzt euch gegenseitig. Ihr wisst: Auf den anderen ist Verlass.
Die eine Seite weiß – die Arbeit ist gut, die Fachkenntnisse sind unschätzbar, die Termine werden eingehalten.

Die andere Seite weiß – ich werde gebraucht, mein Wissen und meine Expertise sind gefragt, und die Rechnung wird gezahlt.
Expertinnen-Tipp Räume deinen besten und treuesten Kund:innen einen Treue-Bonus von 10 – 15 % ein – auf den neuen Stundensatz. Weise diesen Bonus sichtbar auf jeder Rechnung aus. Das heißt: Stelle die Rechnung mit dem für alle geltenden Stundensatz aus und weise dann einen Extra-Posten „Treue-Bonus“ aus, den Du von der Nettosumme abziehst. Bei einer Rechnung von 1.000 € bedeutet das einen Bonus von 100–150 € netto für Deine Stammkund:innen. Wichtig ist, dass dein neuer Stundensatz so kalkuliert ist, dass er diesen Bonus locker abdeckt.
Diesen Kund:innen schuldest du eine ehrliche Erklärung, warum du deine Preise erhöhst.
Bereite dich darauf vor, erkläre das offen und transparent. Da darf ruhig ein Satz rein wie:
„Mein Geschäft hat sich über die Jahre professionalisiert, als Unternehmerin bin ich gewachsen. Am Anfang hab ich das alles gar nicht so genau kalkuliert – das habe ich jetzt nachgeholt.“
„Danke für den Psychotrick mit dem Preis, das werd ich so machen.“
Bääähm. Autsch. Whaaaaat? Psychotrick?
Ja, ich geb’s zu – solche Pauschalverurteilungen find ich nich so prall.
Ein Psychotrick ist eine Manipulation. Du machst ja das Gegenteil: Du klärst auf, rechnest durch und erklärst offen, warum ein neuer Preis notwendig ist. Das hat nichts mit Tricks zu tun – das ist strategisches, ehrliches Unternehmertum.
Von Psychotrick sprechen wir, wenn Preise oder Angebote bewusst so gestaltet werden, dass sie bestimmte Gefühle auslösen – etwa Druck oder künstliche Dringlichkeit. Eine klare Preisstrategie dagegen basiert auf Transparenz und echtem Wert.
Eine durchdachte Strategie, die Deine neuen Preise erfolgreich umsetzt, ist fair und transparent – getragen von Selbstbewusstsein, gesundem Unternehmertum und echter Anerkennung. Für deine Kund:innen. Und für dich selbst.
Inspiriend und mir immer im Kopf ist Simon Sinek (Start With Why):
„People don’t buy what you do, they buy why you do it.“
Wenn du beim Lesen merkst: „Ja, genau das ist mein Thema – ich will endlich Ordnung in meine Zahlen bringen und meine Preise mit gutem Gefühl vertreten“,dann lass dir helfen.
Viele meiner Kund:innen nutzen dafür eine BAFA-geförderte Beratung. Das heißt: Ein großer Teil der Kosten wird vom Staat übernommen – und du kannst mit professioneller Unterstützung deine Preisstrategie, Kalkulation und Positionierung auf stabile Beine stellen.
Wenn du wissen willst, ob das auch für dich passt: Hier erfährst du mehr →






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